Reisen

Über Stock und über Stein

Es wird gewandert – wieder, immer noch, erstmals. Kaum ein Breitensport, der so generationsübergreifend Aktive anzieht. Hier mischen sich die guten alten Kniebundhosen mit den neuesten Outdoor-Trends. Und alle kommen auf ihre Kosten.

Pluspunkt Natur

2007 schon schrieb das Deutsche Wanderinstitut in seiner ‚Gesundheitsstudie Wandern‘, dass „im Gegensatz zu den USA, wo seit über einem Vierteljahrhundert die positiven Wirkungen von Naturszenerien auf Psyche und Verstand des Menschen eingehend untersucht werden, derlei Befunde in Deutschland bislang kaum wahrgenommen“ würden. Inzwischen schaut man genauer hin. Vom positiven ‚Zusatzfaktor Natur‘ ist die Rede, der Entspannung, Stressentlastung oder Stimmungsverbesserung bewirkt: „Der Blick auf grüne und vor allem ästhetisch schöne Landschaften mindert Puls, Blutdruck, Hautleitfähigkeit und Muskelspannung.“ Und weiter: „Naturkontakte reduzieren Stress und Stresshormone.“

Na also! Und damit ab vor die Tür und losgewandert. Schließlich ist Deutschland mit seinen zahlreichen Wäldern, vielfältigen Mittelgebirgs- und Gebirgslandschaften sowie Flüssen und Seen ein echtes Wanderparadies. Alles ist denkbar, fast nichts unmöglich: Von Wattwanderungen über Mittelgebirgsausflüge bis hin zu Bergtouren. Dabei reicht das Angebot vom Tages- oder Rundweg bis zum (europäischen) Fernwandersteig. Hier findet jeder seinen Weg und sein Ziel, ob Anfänger oder „Dauerläufer“, Etappenauswähler oder Fernwanderer.

Qualitätsweg „Wanderbares Deutschland“

Doch wer die Wahl hat, hat die Qual. Ordnung in die zigtausende kilometerlangen deutschen Wegenetze bringen nicht nur die Beschilderungen und Wanderkarten. Immer öfter ist moderne Technik im Spiel, sind Wanderer mit GPS-Empfängern ausgestattet. Die weisen nicht nur den „rechten Pfad“, sondern rechnen auf Knopfdruck auch die zurückgelegte Strecke, die bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit, die Gehzeiten oder Pausenlängen, aber auch die voraussichtlich verbleibende Zeit bis zum Ziel aus.

Gut beraten ist, wer bei der Streckenwahl auf das Prädikat Qualitätsweg „Wanderbares Deutschland“ achtet. Die so ausgezeichneten Strecken – aktuell rund 70 bundesweit – verfügen nicht nur über eine nachhaltige Wegeführung. Neben Naturschutzbelangen sind hier die Sicherung der Wegepflege und Markierungsgarantien obligatorisch. Die Prüfungskriterien beinhalten zudem Aspekte wie Naturattraktionen und Sehenswürdigkeiten oder Gasthäuser und Rastplätze. Damit das Wandererlebnis zum Fest für alle Sinne wird.

Wandern für den guten Zweck

Am 3. Oktober laden der Deutsche Volkssportverband (DVV) und seine Mitgliedsvereine unter dem Motto „Deutschland wandert – Deutschland hilft“ traditionell zu einem Benefizwandertag ein. Der Erlös kommt dem Mukoviszidose e. V. zugute, jeder Mitwanderer spendet automatisch mit dem Kauf (s)einer Startkarte.
Weitere Infos zum teilnehmenden Verein auf www.dvv-wandern.de.
Downloead der Ausschreibung

Wandern im Web

Der Deutsche Wanderverband ist unter der Internetseite www.wanderbares-deutschland.de erreichbar. Auch die Deutsche Zentrale für Tourismus hat dem Thema auf www.deutschland-tourismus.de viel Platz eingeräumt. Tipps, Touren und mehr bieten zudem z. B. www.dvv-wandern.de, www.wanderindex.de, www.wanderkompass.de oder www.wandern.com.

Bundesweite Tourentipps

Genug der grauen Theorie – jetzt aber endlich ein paar ausgewählte Tipps in Sachen Touren und Strecken: Wandern auf hohem Niveau verspricht der Rheinsteig www.rheinsteig.de, der auf rund 320 Kilometern rechtsrheinisch von Bonn über Koblenz und das UNESCO-geschützte Mittelrheintal nach Wiesbaden führt. Auf schmalen, wandertechnisch recht anspruchsvollen Steigen geht es durch Wälder und Weinberge vorbei an Burgen und spektakulären Aussichtspunkten.

Der bekannteste Fernwanderweg durch die Kultur- und Wanderlandschaft des Schwarzwalds ist der 280 Kilometer lange Westweg www.westweg.de von Pforzheim nach Basel, der auch als Pilgerroute beliebt ist. Der Wanderer gelangt unterwegs über einen Kammweg auf den höchsten Punkt im Nordschwarzwald, die Hornisgrinde. Auch die Europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau wird passiert. Viele Weitere Fernwanderwege im Schwarzwald finden Sie unter www.schwarzwaldverein.de.

Doch nicht nur auf Höhenzügen lässt sich vortrefflich wandern, auch im Norden der Republik gibt es attraktive Strecken wie etwa den 109 Kilometer langen Nord-Ostsee-Wanderweg zwischen Meldor bei Büsum und Molfsee bei Kiel. Die Route folgt zeitweise dem Nord-Ostsee-Kanal, einen Zwischenstopp wert ist etwa die ehemalige Festungsstadt Rendsburg. Weitere Infos finden Sie z.B. auf der Website www.wanderbares-deutschland.de.

„Wasserreich“ geht es auf dem 66-Seen-Wanderweg www.seenweg.de zu, der in Potsdam beginnt und endet – und auf rund 400 Kilometern rund um Berlin führt. Dabei wird die Mark Brandenburg durchwandert mit ihren Heide- wie Sumpfgebieten, Auenwäldern, Wiesen und Feldern. Und natürlich den unzähligen kleinen und größeren Gewässern. Entlang der Strecke locken Schlösser, Herrenhäuser, Aussichtstürme, Feldsteinkirchen, Dörfer und Kleinstädte.

Sonja Sahmer