Aus der Kräuterecke

Arnika

Ein echtes Sonnenkind

Die leuchtend gelbe Blüte der Arnikapflanze ist für viele seit Jahrhunderten das Sinnbild der Sonne. Als Heilpflanze wird Arnika auch heute hoch geschätzt: Der aus den Blüten gewonnene Extrakt wirkt entzündungshemmend, antiseptisch, regenerierend, wundheilungsfördernd und schmerzlindernd.

Die Heilerin

Scherzhaft auch „Schutzheilige der Muskeln und Prellungen“ genannt, durfte eine Flasche Arnikatinktur früher in keiner Hausapotheke fehlen. Heutzutage weiß man, dass die wundheilungsfördernde Arnika nicht nur bei stumpfen Verletzungen wie Zerrungen, Verstauchungen und Quetschungen hilft – auch die reparierende Hautfunktion wird unterstützt. Ein Faktor, der das leuchtend gelbe „Sonnenkind“ auch für den Beauty-Markt äußerst interessant macht: Kosmetische Haut- und Kopfhaut-Pflegeprodukte werden zunehmend mit Arnika-Extrakt angereichert.

Arnika hat nachweislich einiges zu bieten

Mehr als 150 Inhaltsstoffe konnten bis dato in den Blütenständen der altbewährten Heilpflanze identifiziert werden. Unter anderem Gerbstoffe, Flavonoide, carotinoide und Kieselsäure. Kieselsäure enthält als zentralen Bestandteil Silicium und sorgt damit für eine bessere Vernetzung der Bindegewebsfasern untereinander. Bindegewebe gekräftigt und gefestigt schützt vor Orangenhaut (cellulite). Auch Menschen mit Hautunreinheiten wissen Arnika zu schätzen: Arnika wirkt antiseptisch und hautberuhigend. Stets zu beachten gilt, dass Arnikaextrakt nur rein äußerlich angewendet werden darf, da es inhaltsstoffe besitzt, die giftig wirken. Einzig hochpotenziert in der Homöopathie und in einigen wohldosierten Medikamenten aus der Apotheke findet Arnika eine innerliche Anwendung und wirkt dann blutreinigend, harn- und schweißtreibend sowie krampflösend.

Auch ein Glaube: Aberglaube

Die Arnika zählt zu den alten „Zauberpflanzen“, worauf einige volkstümliche Namen wie Donnerwurz, Wolfsbanner, Wohlverleih oder Johannisblume hindeuten. Der Name „Johannisblume" steht im Zusammenhang mit Volksbräuchen rund um den Johannistag, auch Sommersonnenwende genannt. Denn die größte Heilkraft sprach man der Arnika zu, wenn sie just an diesem Tag, dem 24. Juni, gesammelt wurde. in der Stube aufgehangen, sollte sie sogar vor Blitzschlag schützen. in Böhmen gab es den Brauch, ein „Johannisbett" zu bereiten. Aus Arnika und Glockenblumen wurde von Kindern ein „Bett“ arrangiert und abschließend ein Heiligenbild daraufgelegt. Am nächsten Morgen fand sich dann Geld un- ter der Blumendecke. Auch in Schlesien gehörte Arnika zu den heilkräftigen Johanniskräutern. Ein um 11 Uhr aus ihnen angesetzter und um 12 Uhr getrunkener Tee galt als besonders gesund. Bei den Wenden in der Lausitz hieß die Arnika-Wurzel „Christwurzen": Wurde sie im Stall unter der Krippe vergraben, so konnte man sicher sein, dass das Vieh von keiner Krankheit befallen wurde. Und in Oberfranken sowie auch in der Rhön wehrte man mit der am Johannisabend gepflückten Arnika in besonders erfolgreicher Weise böse Geister ab.

Botanik

Die 40-60 Zentimeter hohe Pflanze gehört, wie auch die Kamille und Ringelblume, zu der Familie der Korbblütengewächse. Sie tritt in „Rudeln" auf. Das Verbreitungsgebiet umfasst die Alpen, Pyrenäen bis zum Balkan sowie eine nördliche Verbreitung bis Südskandinavien und ins Baltikum. Die Blütezeit dauert in Mitteleuropa von Mai bis August.

Zur Zeit der Vollblüte werden die Pflanzen – Wurzel, Stängel, Blätter und Blüte – von Hand geerntet und verarbeitet: Zerquetscht, zerschnitten und in verdünntem Alkohol angesetzt. Nach circa drei Wochen Auszugszeit werden sie von der Flüssigkeit abgetrennt. So entsteht die Urtinktur, die die Arnika therapeutisch nutzbar macht. Der Ölauszug hingegen wird aus getrockneten Arnika-Blüten gewonnen. Übrigens: Die Arnika wurde zur „Blume des Jahres 1986“ und zur „Arzneipflanze des Jahres 2001“ gewählt.

Artenschutz und Nachhaltigkeit

Wenn man ganz viel Glück hat, dann findet man sie manchmal tief im Bayerischen Wald auf einer Wiese: Die wilde Arnika (Arnica Montana). Sie ist sehr heikel, was die Bodenbeschaffenheit angeht und gedeiht nur auf nährstoffarmer Erde. Aber so schön die gelbe Pracht auch ist: Bitte nicht abreißen! Denn die seltene Blume steht in Wildform unter Naturschutz.

Durch die zunehmende touristische und landwirtschaftliche Nutzung im vergangenen Jahrzehnt wurde die Wildernte und der Weiterbestand der Heilpflanze ernsthaft gefährdet. Deshalb bezieht beispielsweise Weleda Arnika aus verschiedenen Quellen, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Eine davon ist die Wildsammlung in den französischen Vogesen, die im Rahmen eines Artenschutzprojektes gefördert wird. Hier besteht eine Zusammenarbeit mit der Universität Metz, den umliegenden Gemeinden, den Vertretern des Naturschutzparks und den Pächtern des Landes. Mittlerweile hat sich der Bestand der Arnika im Projektgebiet vervielfacht, und dieser wird durch eine kontrollierte Wildsammlung nicht gefährdet, sondern eher gestärkt. Auch die Firma Kneipp legt großen Wert auf die Schonung natürlicher Ressourcen, indem das Unternehmen nachhaltigen Anbau fördert und unterstützt. Einen alternativen Weg bestreitet hingegen beispielsweise Yves Rocher. In deren Laboratorien für Pflanzenbiologie in La Gacilly in der Bretagne wurde mit der „Arnica chamissonis“ nicht nur eine Pflanze gezüchtet, die vergleichbare kosmetischen Eigenschaften wie ihre „wilde Pflanzen-Schwester“ hat, sondern zudem mit dem Zertifikat „aus biologischem Anbau“ ausgezeichnet wurde.