Häufige Erkrankungen der Knochen und Gelenke
Ursachen für den Schmerz
Ein Sturz vom Fahrrad, ein Unfall beim Sport oder im Straßenverkehr – das Risiko äußerer Gewalteinwirkung im Alltag ist hoch und häufig sind Knorpel, Knochen, Bänder oder Muskeln betroffen. Je nach Ausmaß sind Brüche, Risse, Prellungen, Ödeme, Schwellungen, Blockaden oder auch Blutungen die Folge. Der Körper reagiert auf den Zusammenprall als Ganzes. Die einwirkenden Kräfte bahnen sich ihren Weg durch den Körper, bis sie aufgehalten werden. Gelenkprobleme können sich also auch weit entfernt von der eigentlichen Verletzung ergeben.
Die häufigste Form einer Erkrankung des Bewegungsapparats ist die Arthrose. Sie beruht auf einem Gelenkverschleiß und tritt daher üblicherweise im höheren Lebensalter auf. Betroffen sind meist die Gelenke, auf denen der stärkste Druck durch das Körpergewicht lastet, also Knie- und Hüftgelenke. Die Ursache sind Schäden an der Knorpelschicht, die sämtliche Gelenkflächen überzieht. Ist der Knorpel abgenutzt, reiben die knöchernen Gelenkanteile aufeinander. Dies führt zu Schmerzen, Entzündungen und langfristig zum Verlust der Beweglichkeit.
Verschleiß als häufigster Auslöser
Bei 50 Prozent der über 35-Jährigen kann der Arzt bereits eine beginnende Arthrose diagnostizieren, in der Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen sind schon 75 Prozent betroffen. Zu Beginn sind leichte, vorübergehende Gelenkschmerzen typisch (Anlaufschmerz) und, besonders abends, schwere und müde Gliedmaßen. Je stärker sich der Gelenkknorpel abnutzt, desto heftiger und anhaltender werden die Schmerzen. Zwar ist die Arthrose nicht heilbar, durch Bewegung und medikamentöse Therapien kann man aber die Schmerzen lindern und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
Von der Arthrose zu unterscheiden ist die rheumatoide Arthritis. Bei ihr handelt es sich um eine chronische, entzündliche Autoimmunerkrankung. Im Gegensatz zur Arthrose ist sie keine Verschleißerkrankung und kann alle Altersgruppen betreffen. Die Ursachen für die Autoimmunreaktion, bei der körpereigene Substanzen wie z. B. Gelenkknorpel von Zellen des Immunsystems angegriffen werden, sind bis heute ungeklärt, es wird allerdings eine Reaktion auf Bakterien oder Viren angenommen. Die Krankheit verläuft schubweise, beginnt meist in den Fingergelenken und springt dann auf andere Gelenke über, z. B. auf Knie-, Hüft-, Sprunggelenke oder die Halswirbelsäule. Die Entzündung verursacht starke Schmerzen, die Gelenke verformen sich, versteifen und verlieren ihre Funktion. Im Vergleich zur Arthrose, bei der die Schmerzen bei Belastung auftreten, ist bei der Arthritis der Schmerz andauernd, auch in Ruhe und häufig auch nachts. Charakteristisch für die Arthritis ist eine Morgensteifigkeit der Gelenke.
Der populäre Begriff „Rheuma“ erstreckt sich aber auf viele weitere, voneinander abgrenzbare Erkrankungen des Bewegungsapparats. Auch die Fibromyalgie gehört dazu. Sie löst Schmerzen in allen Gliedern und Gelenken aus und ist häufig mit vegetativen Beschwerden wie Müdigkeit, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Problemen verbunden. Oft gesellen sich zu den Gliederschmerzen Taubheits- und Schwellungsgefühle, z. B. an Händen oder Füßen. Die Ursachen der Fibromyalgie sind vollkommen rätselhaft. Als ein wahrscheinlicher Hintergrund wird eine Störung schmerzverarbeitender Systeme im zentralen Nervensystem angenommen, eventuell unter Beteiligung hormoneller Störungen.
Beschwerdebilder
Die Tabelle gibt Hinweise auf Symptome der einzelnen Gelenkkrankheiten als ersten Einschätzung. Für eine individuelle Abklärung von Beschwerden sollte immer fachkundiger Rat eingeholt werden.
Entzündete Gelenke und morsche Knochen
Auch die Osteoporose wird zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Osteoporose in die Liste der weltweit bedeutendsten Krankheiten aufgenommen. Bei dieser Erkrankung sind die Knochen „morsch“ und instabil geworden, was zu einem stark erhöhten Risiko von Brüchen führt.
Die Osteoporose ist eine Krankheit des fortgeschrittenen Lebensalters und betrifft Frauen häufiger als Männer. Denn nach den Wechseljahren fehlt Frauen das Hormon Östrogen, das unter anderem auch für stabile Knochen zuständig ist. Bei rund 40 Prozent aller Frauen über 50 Jahren sind Anzeichen der Osteoporose festzustellen, zum Beispiel gelegentliche Rückenschmerzen. Verlieren die Knochen weiter an Dichte, kommt es – oft ohne erkennbaren Anlass – zu Knochenbrüchen. Knochenfrakturen und Vermeidungshaltungen können wiederum zu Fehlstellungen, Muskelverspannungen und entsprechend starken Schmerzen führen.
Eine weitere Stoffwechselkrankheit, die auch wie die Osteoporose zu den rheumatischen Krankheiten gehört, ist die Gicht. Zu schmerzhaften Entzündungsprozessen kommt es, wenn sich zu viel Harnsäure im Blut sammelt. Der erhöhte Spiegel lagert sich in Form von Kristallen überall im Gewebe ab, auch an den Gelenken. Ein akuter Gichtanfall tritt mit plötzlichen, starken Schmerzen meist in der Nacht auf. Oft sind bei der ersten Attacke Zeh- oder Fußgelenke betroffen.
Der Körper ist ein geniales System. Täglich werden Zellen gebildet, Gewebe und Organe regeneriert. Das Skelett wird etwa alle zehn Jahre erneuert. Der Körper überholt sich selbst, es wird permanent auf-, ab- und umgebaut. Je jünger ein Mensch ist, umso schneller und besser funktionieren die Reparaturabläufe. Mit fortschreitendem Alter verlangsamen sich die Prozesse. Immer mehr Unterstützung wird benötigt, damit das System weiterhin reibungslos funktionieren kann. Vor allem die Gelenke unterliegen einem schleichenden Verschleiß. Die Wahrscheinlichkeit, eine Gelenkkrankheit zu entwickeln, steigt automatisch mit den Lebensjahren.