Kinesiologie

Kinesiologen sind der Überzeugung, dass der menschliche Körper selbst am besten weiß, was ihn blockiert und was ihm guttut. Mit spezifischen Muskeltests können körperliche oder psychische Blockaden ausgemacht und mithilfe einer gezielten Korrektur wieder in Balance gebracht werden. Dazu werden dem Klienten auch (Bewegungs-)Übungen vermittelt, die er zu Hause machen soll. Die Kinesiologie bezieht die Individualität des Menschen, seine gemachten Erfahrungen sowie seine persönliche Entwicklung immer mit in den Arbeitsprozess ein. Kinesiologie ist keine Heilkunde und nicht als medizinische Behandlung zur Heilung von Krankheiten gedacht. Sie kann jedoch ergänzend bei bestimmten Beschwerden eingesetzt werden und gilt zudem als bedeutendes Testverfahren.
Entstehung der Kinesiologie
Goodheart, ein Meister der Synthese, brachte in den 1960er-Jahren verschiedene Erkenntnisse seiner Kollegen mit anderen Disziplinen zusammen und entwickelte sie weiter. Dazu gehören u.a. der Muskeltest (Lovett, Kendall), die lymphatischen Reflexpunkte (Chapman), die vaskulären Reflexpunkte (Bennet) und das TCM-Wissen über die Meridianlehre. Goodheart fand heraus, dass spezielle schwache Muskeln, die leichtem Druck nicht standhalten konnten, in Verbindung mit bestimmten Symptomen stehen. Der schwache Muskel wurde mittels Massage und dem Halten/Rubbeln vaskulärer oder lymphatischer Punkte gestärkt, sodass er dem ausgeübten Druck wieder standhalten konnte. Das erstaunliche Ergebnis: Die Symptome verschwanden. Kinesis heißt übrigens Bewegung, Logos bedeutet Lehre. Kinesiologie steht somit für die „Lehre von der Bewegung“. Das von Goodheart ausgegebene Ziel der Methode ist der optimale Fluss der Lebensenergie (Qi) im Körper.
So funktioniert die Kinesiologie
Die Kinesiologie kann als Biofeedback-System ohne technische Hilfsmittel angesehen werden. Richtig angewendet, liefert sie uns schnell gute Ergebnisse und hilfreiche Erkenntnisse. Über eine Kommunikation mit dem Unterbewusstsein ist es möglich, das körperliche Energielevel zu testen, so lassen sich positive wie negative Einflüsse auf den Organismus überprüfen. Negative Einflüsse sorgen für einen direkten Energieverlust. Eine gute Testmethode ist der Armlängen-Reflextest. Die Testperson liegt auf dem Rücken und seine Arme werden ohne sein aktives Mitarbeiten nach hinten über den Kopf gestreckt. An den Handgelenken wird unter leichtem Zug die Länge der Arme bemessen. Dann werden die zu testenden Substanzen einzeln auf die Brust gelegt und es wird erneut die Armlänge überprüft. Bei einem negativen Reiz reagieren die Muskeln und das Nervensystem sofort, die Arme sind nicht mehr gleich lang. Der Arm bleibt entweder kinesiologisch stark oder er wird für einen Moment schwach. Mit dieser Methode sind sämtliche negative sowie positive Substanzen, Allergene, Glaubenssätze o.Ä. testbar.
Dr. Dietrich Klinghardt, ein Schüler Goodhearts, hat die Technik um entscheidende Aspekte erweitert, womit sich auch die Ursachen von Krankheiten ermitteln und behandeln lassen. Seine zwei Kerngedanken lauten:
- Das Trennen von Körper und Psyche ist nicht sinnvoll.
- Fast alle medizinischen Diagnosen sind nicht ursächlich, sondern beschreibend.
Ein Krankheitssymptom ist für ihn also nur die sichtbare Eisbergspitze. Im nicht-sichtbaren Bereich, weiter unten bzw. innen verborgen, liegen die ungelösten seelisch-emotionalen Konflikte, Belastungen durch Umweltgifte und mögliche Infektionen, welche die eigentliche Krankheitsursache darstellen.
Hintergrund: das Fünf-Ebenen-Modell
Mathematik und Physik gehen davon aus, dass wir Menschen auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig existieren. Das würde bedeuten, dass der physische Körper innerhalb von Sphären weiterer unsichtbarer Körper liegt, die ihn umgeben. Nach dem Fünf-Ebenen-Modell können die Ursachen von Krankheiten auf jeder Ebene liegen, wobei negative Einflüsse aus höheren Ebenen nach unten dringen und dort sichtbar werden.
- Physischer Körper (Ebene 1): Auf der untersten Plattform gelten die Gesetze von Physik, Chemie und Mechanik. Wahrgenommen wird über die fünf Sinne. Auf dieser Ebene finden Anwendungen der Schulmedizin, Komplementärmedizin, Homöopathie, Orthomolekularmedizin, Hormonbehandlungen, Phytotherapie, Physiotherapie, Osteopathie, chirurgische Eingriffe, Krankengymnastik und Entgiftungen statt.
- Energiefeld (Ebene 2): Verbindet den Körper mit dem Mentalfeld (Ebene 3), also Glaubenssätzen, Gedanken und Informationen. Auf dieser Ebene finden Massagen, Neuraltherapie, Akupressur und Akupunktur statt.
- Mentalfeld (Ebene 3): Aus diesem Informationsspeicher können wir Erinnerungen abrufen, Sinneseindrücke verarbeiten und speichern. Auf dieser Ebene findet Psychotherapie statt.
- Intuitives Feld (Ebene 4): Die Intuition, unser gefühltes Wissen oder das Bauchgefühl, mit dem Verstand nicht begründbar. Auf dieser Ebene finden Systemisches Stellen, Familienstellen (nach Hellinger) sowie die Arbeit mit Ritualen und Symbolen statt.
- Geistige Dimension (Ebene 5): Der geistige Aspekt, den einige das „Göttliche“ in uns nennen. Auf dieser Ebene finden Meditationen und Gebete statt.
Indikationen – Kinesiologie kann helfen bei (Auswahl):
- Akne
- allgemeinem Unwohlsein
- Ängsten
- Arthrose
- Asthma bronchiale
- Burnout
- chronischen Schmerzen
- Colitis ulcerosa
- depressiven Verstimmungen
- Erkältungen
- Gelenkschmerzen
- Heuschnupfen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Neurodermitis
- Psoriasis
- Rückenschmerzen
- Schlafstörungen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Tinnitus
- toxischen Belastungen
- Unlustgefühlen
- Verdauungsproblemen
- Zyklusstörungen
Die Methode unterstützt die Gesunderhaltung des ganzen Menschen, hilft bei der Stressbewältigung, fördert Wohlbefinden und Entspannung, ermöglicht eine Leistungssteigerung, aktiviert die Selbstheilungskräfte sowie das Erkennen und Verwirklichen der eigenen Potenziale, unterstützt das Entgiften, ist in Vorsorge und Prävention dienlich.
Welche Risiken gibt es?
Da die Kinesiologie eine Diagnose- und Behandlungsmethode (noch) ohne gesicherte wissenschaftliche Belege ist und individuell angewendet wird, besteht das Risiko, dass Gesunde für krank und Kranke als gesund eingestuft werden. Dies könnte dazu führen, dass unnötige Medikamente eingenommen oder notwendige Behandlungen unterlassen werden. Zudem wird in der Kinesiologie jeder durch den Muskeltest angezeigte Einfluss als Stressor gewertet, unabhängig davon, ob der Betroffene ihn selbst wahrnimmt. Dadurch besteht die Gefahr, dass nicht vorhandene Probleme behandelt werden. Da die diagnostischen Erkenntnisse auf der subjektiven Einschätzung des Untersuchers beruhen, ist eine objektive Bewertung schwierig. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Muskeltest, der durch Klient und/oder Behandler (unbewusst) beeinflusst werden kann. Ungeachtet dessen berichten viele Klienten von erfolgreichen Behandlungen und positiven Erfahrungen mit der Kinesiologie. Daher ist es entscheidend, dass die Methode verantwortlich und von gut ausgebildeten Therapeuten angewendet wird.
Verfahren der Kinesiologie
Mit der Kinesiologie können verschiedene gesundheitliche Störungen korrigiert werden. Wir unterscheiden folgende Verfahren:
- Strukturelle Korrekturen: Muskelarbeit und Craniosacraltechniken
- Körperfunktionelle Korrekturen: Klopftechniken
- Emotionale Korrekturen: Stresspunkte drücken, Glaubenssätze, Affirmationen, Schläfenklopfen, Augenbewegungen, Farben und Licht
- Energetische Korrekturen: 14-Muskel-Balancen, Luo-Punkte, tibetischer Achter, Chakra-Balance, Zentrierung und Akupunkturpunkte
Die Kinesiologie hat sich in verschiedene Behandlungsrichtungen aufgespalten, zu den wichtigsten zählen Touch for Health, Applied Physiologie, Sport-Kinesiologie, Human-ecological Balancing Science, Psycho-Kinesiologie und Edu-Kinestetik bzw. Brain Gym.
Sparten der Kinesiologie
Die Kinesiologie kann zur Selbsthilfe eingesetzt werden, um die persönliche Gesundheit, Kompetenz und Lebensfreude zu fördern. Die begleitende Kinesiologie widmet sich der Persönlichkeitsentwicklung, Lernberatung, Krisenbewältigung Prüfungsvorbereitung, Zielen, Stressmanagement und Lebensberatung. Kinesiologisches Coaching findet häufig in Firmen oder Institutionen statt. Und die medizinisch-therapeutische Kinesiologie wird von Anwendern mit Erlaubnis zur Heilkundeausübung eingesetzt. Ärzte, Heilpraktiker, Zahnärzte o.Ä. können mit ihr Medikamente austesten, Narben entstören oder Allergien korrigieren.
So verläuft eine kinesiologische Behandlung
Zu Beginn steht eine ausführliche Anamnese, also die Erhebung der persönlichen Krankengeschichte. Einige Kinesiologen machen eine Irisdiagnose und/oder eine Hautwiderstandsmessung, aus denen sich Hinweise auf psychischen Stress, Allergien, Herde, Schwermetalle, Pilze o.Ä. ergeben können. Danach wird geprüft, ob der kinesiologische Muskeltest am bevorzugten Indikatormuskel möglich ist und der Körper eine generelle Regulationsfähigkeit besitzt. Danach beginnt die eigentliche Kinesiologie-Anwendung. Über den Muskeltest wird der Stressor gesucht, der die Gesundheitsprobleme verursacht. Im Anschluss werden die entsprechenden Korrekturen durchgeführt oder andere Therapien eingeleitet. Ziel jeder kinesiologischen Behandlung ist eine Verbesserung des Gesundheitszustandes.

Der kinesiologische Muskeltest
Der Kinesiologe „befragt“ die Indikatormuskeln (meist die Armmuskeln), um die Gründe für die schmerzhaften Blockaden herauszufinden. Der Klient streckt dafür seinen Arm nach vorne aus. Während bewusst über Gefühle, Situationen oder Themen gesprochen wird, übt der Kinesiologe immer wieder von oben denselben Druck auf den Arm aus. Wenn der Arm dem Druck nicht widerstehen kann und nachgibt bzw. sinkt, ist das ein Hinweis auf eine Blockade in Bezug zum erwähnten Gefühl, Situation oder Thema. Wenn der Arm widerstandsfähig und stark bleibt, bedeutet dies keine Blockade zum Thema, also genügend Lebensenergie und Stabilität. In der Kinesiologie wird mit der Annahme gearbeitet, dass der Muskel im ersten Moment nicht willentlich, sondern vom autonomen Nervensystem gesteuert wird. Damit ist es einem erfahrenen Kinesiologen möglich, Zugang zum Ursprung der Blockade und dem Schmerzauslöser zu finden. Individuell geeignete Therapiemaßnahmen werden ebenso mithilfe des Muskeltests bestimmt.
Für wen und wozu ist die Kinesiologie geeignet?
Menschen jeden Alters können die Kinesiologie als Methode nutzen. Ihre Ziele sind, Schmerzen zu lindern, präventiv zu arbeiten oder die Persönlichkeit zu entwickeln. Bekannte Symptomschwerpunkte sind Stress, Ängste, Schlafstörungen, Allergien und Verdauungsprobleme. Kinesiologie fördert die volle Persönlichkeitspotenzialentfaltung, daher wird die Methode oft im Management und in der Organisationsberatung eingesetzt. Kindern kann die Kinesiologie bei der Bewältigung diverser emotionaler Herausforderungen helfen, z.B. beim Umgang mit Eifersucht.
Wie finde ich einen guten Kinesiologen?
Die Kinesiologie ist eine Zusatzausbildung für Heilpraktiker. Wie immer im therapeutischen Kontext, sind ein guter Ruf, Empfehlungen von Freunden sowie der eigene kritische Blick empfehlenswert. Wichtig ist eine gute Vertrauensbasis zum Therapeuten, in der Sie sich öffnen können, der Kinesiologe Ihre Bedürfnisse versteht und Sie sich im Setting wohlfühlen.
Wie lange dauert eine Sitzung und was kostet sie?
Die meisten Kinesiologen bieten 50- oder 60-minütige Einheiten an. Die Anzahl der Sitzungen richtet sich nach den Wünschen des Klienten, der Art und Intensität der Beschwerden sowie der Einschätzung des Kinesiologen. Eine Sitzung kostet in der Regel zwischen 55 und 95 Euro, die selbst bezahlt werden – nur selten erfolgt eine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse. Zuschüsse gibt es von Zusatzversicherungen. Wer gute Erfahrungen mit einer kinesiologischen Behandlung gemacht hat und die Kinesiologie gerne weiter nutzen möchte, sollte auf eine Krankenkasse setzen, welche die Kinesiologie bezuschusst, und/oder ggf. eine entsprechende Krankenzusatzversicherung abschließen.
Kinesiologie in der Selbstanwendung
Der Fingerring-Test, auch O-Ring-Test genannt, ist eine einfache Variante des Muskeltests und kann von jedem selbst ausprobiert werden. Kurzanleitung:
Bilden Sie aus Zeigefinger und Daumen der linken Hand einen kreisrunden Ring. Dasselbe machen Sie mit der rechten Hand. Hängen Sie nun beide Fingerringe wie ein Kettenglied ineinander. Dann versuchen Sie, die Kettenglieder auseinanderzuziehen, und spüren Sie dabei Ihre Kraft.
- Test 1: Denken Sie Ihren richtigen Vornamen (Beispiel: Ich bin Sandra). Sie werden spüren, wie Sie die Glieder auch bei starkem Zug zusammenhalten können. Das gelingt deshalb, da Ihr echter Vorname keinen (unterbewussten) Stress im Nervensystem auslöst.
- Test 2: Denken Sie nun an einen falschen Vornamen (Beispiel: Ich bin Lilly). Sie werden spüren, dass Sie die Glieder nicht zusammenhalten können. Das liegt daran, dass Ihr unechter Vorname (unbewussten) Stress im Nervensystem auslöst.
Der Fingerring-Test kann genutzt werden, um einige Themen oder Gefühle auszutesten. Je mehr Übung man damit hat, desto besser. Allzu langes Nachdenken sollte vermieden werden; je spontaner Sie an den Test herangehen, desto wertvoller kann die Erkenntnis sein.
HP Psy Abbas Schirmohammadi
Heilpraktiker für Psychotherapie
HP Kian Schirmohammadi
Heilpraktiker