Gesundheit

Yoga bei Depressionen

Yoga-Reihe von Melanie Rößner

Yoga ist wahrscheinlich jedem als Bewegungskunst bekannt, um körperlich beweglicher zu werden und zu entspannen. Doch das therapeutisch Wertvolle der Yogaübungen, den Āsanas, sind auch ihre Wirkung auf die Psyche, die Seele und die Wahrnehmungsfähigkeit.

Bei depressiven Zuständen beispielsweise kann Yoga eine gute Unterstützung bieten und den Betroffenen aus seiner dunklen Wolke heraus begleiten. Dieser Heilansatz wurde durch den Yogalehrer-Ausbilder und Geisteswissenschaftler Heinz Grill erforscht und belegt.

Mit Hilfe der folgenden Yoga-Übungen in Verbindung mit einer positiv gestimmten Gesinnung kann es den Betroffenen gelingen aus Ihren Schweregefühlen und -gedanken heraus getragen zu werden.

Stehender Halbmond, candrāsana

Stehender Halbmond, candrāsana

Wir beginnen mit dem stehenden Halbmond. Gerade bei depressiven Ängsten ist die Brustwirbelsäule oft eingeschnürt. Beim stehenden Halbmond können wir die Brustwirbelsäule weiten und flexibilisieren. Wir führen die Arme über den Kopf, die Beine sind geschlossen, und wir drücken die Knöchel etwas aneinander und behalten eine Spannung in den Beinen bei. Der untere Rücken bleibt gerade. Die obere Brustwirbelsäule wird nun nach oben angehoben, und die Schultern lockergelassen. Die Vorstellung bleibt bei der „Zentrierung in der Brustwirbelsäule“.

Stehende Kopfkniestellung

Die stehende Kopfkniestellung, uttanāsana

Die stehende Kopfkniestellung eignet sich sehr gut anschließend an den stehenden Halbmond. Der Inhalt dieser Übung ist: „Das Über sich hinausgehen“ (Heinz Grill). Es ist günstig, wenn sich der Einzelne über seine eigenen körperlichen Grenzen hinausbewegt. Bei dieser Vorstellung geht es um das vom Gemüt befreite Denken, das nicht mehr den Schweregefühlen anhaftet. Für all jene, die ängstlich an den Körpergefühlen haften, ist diese Übung ein wahres Beruhigungs- und Entspannungsmittel, denn sie zeigt, wie sich der Mensch über seine eigenen körperlichen Grenzen hinausbewegen muss.

Der Übende zieht die Beine zum Kreuzbein an, dadurch kann er sich im Kreuzbein zentrieren, und spannkräftig nach vorne hinausstrecken. Die Arme verlängern den Oberkörper und der Kopf schaut nach vorne. Der Übende spürt nicht ängstlich in sich hinein mit überempfindsamen Wahrnehmungen, sondern er führt den Körper gezielt in eine intensive Streckung, und am Ende zügig in den aufgerichteten Stand hinein. Wir stellen uns auch während der Übung vor „Aus sich selbst hinausgehen“, bis eine Empfindung davon eintritt. Die Übung kann 1-2 Minuten gehalten werden.

Die stehende Kopfkniestellung zeigt, mit dem Inhalt in der Vorstellung praktiziert, die Freiheit vom Körper und die Freiheit von den schweren Körpergefühlen an.

Vorübung zur Waage

Waage

Die Waage, tuladandāsana

Der Vorstellungsinhalt für die Waage ist: „ein einsatzkräftiges, spannungsfreudiges, mutiges Hineingehen in den Raum“ (Heinz Grill). Von dieser Vorstellung gehen wir aus. Gerade Personen, „die Angst vor der Zukunft haben, die kein Wagnis eingehen wollen“, sollten diese Übung mit gedanklicher Ausrichtung auf diese Vorstellung praktizieren. Durch die Einsatzkraft, das Ausspannen aus dem mittleren Rücken, wirkt diese Stellung bei Depressionen ausgleichend.

Wir stellen uns auf ein Bein die Arme nach oben, strecken das andere Bein in eine Linie zum Oberkörper und zu den Armen. Wer nicht in die Waagrechte kommt, bleibt zumindest in einer Linie. Nun strecken wir uns von dem mittleren Rücken in beide Richtungen hinein. Nach ca. 30 Sekunden gehen wir geführt aus der Übung hinaus. Wenn man eine Übung ordentlich zu Ende führt, stärkt das die Lebenskraft. Die Waage wird 3 x auf jeder Seite praktiziert.

Praktiziert der Mensch die Übungen täglich, wird sich bald ein losgelöstes und befreiendes Gefühl ausbreiten, und die dunkle Wolke wird Sonnenlicht durchlassen.

Das war der erste Teil der Yoga-Reihe, der zweite und der dritte Teil folgen in den kommenden Ausgaben.

Melanie Rößner
Heilpraktikerin