Das Herz
Viel mehr als ein fleißiger Muskel
Unser Herzmuskel ist fleißig. In körperlicher Ruhe schlägt das Herz etwa 70-mal pro Minute und pumpt dabei mit jedem Schlag ungefähr 70 Milliliter Blut in den Körper. Das sind etwa fünf Liter in jeder Minute, etwa 300 Liter pro Stunde und 7200 Liter Blut am Tag, mit denen das Herz ununterbrochen den Organismus versorgt. Bei körperlicher Anstrengung steigt der Energie- und Sauerstoffbedarf der Muskulatur und der Organe. Das normale Herz kann dann seine Schlagfrequenz bis um das Dreifache erhöhen; das Herz eines Hochleistungssportlers ist sogar noch zu weiteren Steigerungen fähig.
Das Herz ist ein Hohlorgan, das man gemäß seiner Funktion in eine rechte und eine linke Herzhälfte einteilen kann. Beide Hälften bestehen jeweils aus zwei Hohlräumen, einem kleineren Vorhof (Atrium) und einer größeren Kammer (Ventrikel). Im Vorhof der rechten Herzenhälfte kommt das sauerstoffarme Blut aus dem Körper an und wird dann in die rechte Herzkammer weitergeleitet. Die rechte Herzkammer pumpt das Blut in die Lunge, wo es mit frischem Sauerstoff aus der Atemluft angereichert wird (Lungenkreislauf). Dieses sauerstoffreiche Blut fließt dann über den linken Vorhof ins Herz zurück, und der starke Muskel der linken Herzkammer pumpt das sauerstoffreiche Blut wieder in den Körper, wo sämtliche Organe über ein sehr komplexes System von Blutgefäßen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden (Körperkreislauf). Hat das Blut den Sauerstoff abgegeben, fließt es über die Venen zurück zur rechten Herzhälfte und der Kreislauf beginnt aufs Neue.
Unterstützung für den Sinusknoten
Wenn das Herz durch unterschiedliche Erkrankungen aus dem Takt gerät, wenn es viel zu langsam oder viel zu unregelmäßig schlägt, dann kann ein kleines, technisches Gerät die Aufgabe des Sinusknotens übernehmen: ein Herzschrittmacher.
Als 1956 erstmals einem Menschen ein Herzschrittmacher eingesetzt wurde, galt die Operation als spektakulär und äußerst riskant. Viele Herzspezialisten lehnten den Eingriff als „zu gefährlich“ ab. Heutzutage gehört das Einsetzen eines Herzschrittmachers zum Standard bei den Herzchirurgen. Millionen von Patienten haben durch die Implantation eines solchen kleinen Geräts wieder eine vollkommen neue Lebensqualität erhalten.
Pumpen im richtigen Rhythmus
Damit der Herzmuskel im richtigen Rhythmus pumpen kann, braucht er elektrische Impulse. Und ähnlich wie die Musiker eines Orchesters brauchen auch die Herzmuskelzellen eine Art Dirigenten, der den Takt und die Geschwindigkeit vorgibt. Diese Aufgabe übernimmt ein Geflecht spezialisierter Herzmuskelzellen im rechten Vorhof, der Sinusknoten. Die elektrischen Impulse, die der Sinusknoten erzeugt, werden über spezielle Nervenfasern weitergeleitet und erregen in genau koordinierten zeitlichen Abständen die verschiedenen Regionen des Herzens, sodass der Muskel seine Pumpfunktion optimal ausführen kann.
Das Herz muss durch den ständigen Wechsel von Anspannungs- und Entspannungsphasen wie kein anderer Muskel im Körper unermüdlich arbeiten. Während die Skelettmuskulatur bei ihren willkürlichen Bewegungen vom Gehirn geleitet wird, steht die Tätigkeit des Herzmuskels nur bedingt unter dem Einfluss des Bewusstseins. Gegenüber dem Gehirn besitzt und braucht das Herz die Autonomie, um den Kreislauf aufrecht zu erhalten. Wie alle unwillkürlichen Abläufe im Organismus wird das Herz über das vegetative Nervensystem gesteuert. Die einzige Verbindung zwischen Herz und Hirn besteht über die Nervenfasern des vegetativen Nervensystems. Es ermöglicht dem Herz schneller und langsamer zu schlagen.
Schwaches Herz
Herzinsuffizienz ist der Fachausdruck für eine Herzschwäche. Der Herzmuskel hat dann nicht mehr genügend Kraft, Blut zu pumpen. Eine Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Folge unterschiedlicher Grunderkrankungen wie einer koronaren Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Erkrankungen des Herzmuskels.
Ein „schwaches Herz“ macht sich durch Atemnot, Schwächegefühl und eine allgemeine Leistungsminderung bemerkbar. Es kann das linke oder rechte Herz, aber auch das gesamte Herz betroffen sein. Die Folgen sind unterschiedlich: Bei einer so genannten Rechtsherzinsuffizienz staut sich das Blut vor dem rechten Herzen im Körperkreislauf. Es kann zu Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme) und dadurch zu einer Gewichtszunahme kommen.
Ist die linke Herzhälfte zu schwach, wird nicht genügend Blut in den Körper gepumpt und sammelt sich in der linken Herzkammer an. Diese dehnt sich dabei und leiert mit der Zeit aus, die Schlagkraft sinkt und die Organe des Körpers erhalten nicht mehr genügend Blut.
Medikamente, die das überschüssige Wasser ausschwemmen (Diurektika) oder die Schlagkraft des Herzens erhöhen, sorgen zwar für Entlastung; dennoch gilt es auch bei einer Herzinsuffizienz, die dafür verantwortliche Grundkrankheit wirksam zu behandeln.