Schwerpunkt

Der Atemrhythmus

Einatmen, ausatmen, Pause

Je nach Situation wird mal schneller oder mal langsamer geatmet. Wie ein Reflex reagiert die Atmung auf Handlungen, Gefühle und das körperliche Befinden. Wenn sie natürlich, tief, gleichmäßig und ruhig ist, wirkt sie besonders wohltuend.

Einatmen, ausatmen, Pause – vor allem in Ruhe und in einem entspannten Zustand lässt sich zwischen den Atemzügen jeweils eine kleine Atempause beobachten. Sie geschieht von ganz alleine, wenn der Atem ganz natürlich fließen kann, wenn ohne Anstrengung und Zutun ein- und ausgeatmet wird. Steigt die Atemfrequenz beispielsweise bei körperlicher Anstrengung an, geht die kurze Pause verloren, der Atemrhythmus wird zweiteilig.

Herz und Atemrhythmus

Es gibt eine enge Verbindung zwischen Herzschlag und Atmung. Wird die Atmung schneller, erhöht sich automatisch auch die Herzfrequenz. Kehrt wieder Ruhe ein, verlangsamen sich beide wieder.

Der Atem passt sich an

Unter normalen Umständen atmet ein Mensch zwölf bis achtzehnmal pro Minute ein und wieder aus. In Ruhe können Geübte ihren Atemrhythmus auf sechs bis acht Atemzüge absenken. Bei körperlicher Aktivität oder seelischer Belastung steigt die Anzahl der Atemzüge.

Egal, wie bewusst und anhaltend man ausatmet, es bleibt immer etwas Luft in der Lunge zurück. Die Lunge eines Erwachsenen kann fünf bis sechs Liter Luft aufnehmen. Etwa zwei bis drei Liter befinden sich im Ruhezustand in der Lunge. Davon wird nur ein halber Liter mit jedem Atemzug ausgetauscht. Das ist normal, die eingeatmete Luft erwärmt sich und vermischt sich mit der Restluft. Das Verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid kann so bei normaler Atmung konstant gehalten werden. Auch würde die Lunge ohne den zurückbleibenden Luftanteil in sich zusammenfallen.

Im Laufe der Zeit verlernen viele Menschen die natürliche Atmung: Haltungsfehler und enge Kleidung drängen den entspannten Bauch zurück, unter Stress verkrampfen sich Zwerchfell und Bauchmuskulatur. Dadurch wird der Lungenraum verkürzt. So wandert der Atem mit der Zeit von der Körpermitte immer weiter nach oben, die Luft wird knapper, Sprechen und Atmen werden hastiger.

Aktiv einatmen, passiv ausatmen

Die Lunge selbst kann nicht atmen, sie hat keine Muskeln. Ihr elastisches Gewebe wird von der Atemmuskulatur „beatmet“. Bei der Einatmung ziehen sich Muskeln zusammen und der Brustraum weitet sich. Entspannen sich die Muskeln wieder, kehrt die Lunge wieder in ihren Ausgangszustand zurück und die Luft entweicht. Dieser Vorgang geschieht passiv, was normalweise vollkommen ausreicht. Mit Hilfe der Bauchmuskeln kann willentlich Luft aus den Lungen herausgepresst werden. Sie kommen beispielsweise auch bei Husten zum Einsatz.

Je flacher die Atmung wird, desto mehr Restluft bleit in den Lungen zurück. Vor allem in den unteren Lungenbereichen sammelt sich vermehrt verbrauchte, kohlendioxidreiche Luft. Der Gasaustausch findet kaum noch statt. Weniger Sauerstoff kann aufgenommen werden. Da auch weniger Kohlendioxid abgegeben wird, steigt der Säureanteil im Blut. Der erniedrigte pH-Wert löst im Atemzentrum den Befehl aus, die Atemfrequenz zu steigern, um mehr Sauerstoff aufzunehmen. Mit der erhöhten Anzahl der Atemzüge verkürzt sich die Zeit für die Ausatmung. Der Anstieg verschlechtert den Reinigungsprozess, der mit jedem Luftausstoß einhergeht.

Ein Teufelskreis beginnt, der sich nur durch eine bewusste Atmung unterbrechen lässt. Nur gründliches Ausatmen von verbrauchter Luft ermöglicht im Anschluss bei der Einatmung die optimale Aufnahme von frischer Luft und Sauerstoff.