Freizeit

Biodanza – Tanz des Lebens

Biodanza – der Tanz des Lebens – ist weit mehr als nur Bewegung zur Musik. Es ist eine ganzheitliche Methode, die Körper, Geist und Seele verbindet, um Lebensfreude, Selbstentfaltung und zwischenmenschliche Verbundenheit zu fördern. Doch was macht Biodanza so besonders, und warum begeistert es immer mehr Menschen weltweit?

„Ronda“ auf dem ersten Biodanza Festival in Valencia im Mai 2012 mit fast fünfhundert teilnehmenden Menschen.

Die Entstehungsgeschichte von Biodanza

Der chilenische Psychologe Rolando Mario Toro Araneda gilt als der Begründer dieser therapeutischen Bewegungspraxis. 1968 legte er in seiner Arbeit mit Psychiatrie-Patienten den Grundstein für Biodanza. Neben seiner Tätigkeit als Dozent für Kunst- und Ausdruckspsychologie sowie medizinische Anthropologie in Chile organisierte er von 1968 bis 1973 Tanzveranstaltungen für psychisch erkrankte Patienten. Sein Ziel war es, den inhumanen Psychiatriealltag für sie zu verbessern.

Im Laufe der Zeit stellte er fest, dass verschiedene Musik- und Bewegungsarten unterschiedliche Auswirkungen auf seine Patienten hatten. Während langsame und melancholische Tänze ihren Gemütszustand negativ beeinflussten, zeigten aktive, rhythmische Bewegungen und Musik eine positive Wirkung. Sie verbesserten das psychotische und depressive Krankheitsbild seiner Patienten. Diese wurden präsenter und entwickelten eine klarere Kommunikation, während Depressionen und Halluzinationen abnahmen.

Der Rahmen seiner Veranstaltungen erweiterte sich auf gesunde Menschen und gewann zunehmend an Beliebtheit. Toro Araneda erkannte den generellen Nutzen von Biodanza für die Gesundheit und das Wohlbefinden – unabhängig vom psychiatrischen Kontext. So entwickelte er ein theoretisches Modell der Wirkungsweise von Biodanza und erweiterte es mit diversen praktischen Elementen. Die Methode stärkt die gesunden Anteile im Menschen und verbessert damit die körperliche und emotionale Balance.

Sein weiterer beruflicher Werdegang führte ihn zunächst nach Argentinien und schließlich nach Brasilien, wo er 1979 das erste Institut für Biodanza eröffnete. Dort blieb er auch seiner Arbeit mit psychisch Kranken treu. 1989 immigrierte er nach Italien, kehrte aber neun Jahre später in seine Heimat Chile zurück, wo er 2010 verstarb.

Verbreitung in Europa

Über Südamerika gelangte Biodanza in den Rest der Welt. Mitte der 1980er Jahre wurde die erste Biodanza-Schule in Hamburg eröffnet. Mittlerweile finden sich Kurse, Workshops und Schulen in vielen Städten. Seit 1995 ist Biodanza eine geschützte Marke und darf nur an zertifizierten Ausbildungsschulen unterrichtet werden.

Biodanza – körperliches und seelisches Gleichgewicht durch Bewegung

Aus der Methode von Rolando Toro Araneda entwickelte sich eine ganzheitliche Technik der Persönlichkeitsentwicklung, der gesundheitlichen Prävention sowie der pädagogischen und sozialen Arbeit. Biodanza wird unter anderem in Schulen, therapeutischen Fortbildungen, der Sozialarbeit sowie in Unternehmen eingesetzt.

Biodanza bedeutet Bewegung zur Musik – ohne Worte. Die Bewegungen sind nicht festgelegt wie bei klassischen Tänzen, sondern entstehen intuitiv. Die Tänzer lassen los, folgen ihrem eigenen Flow und Rhythmus – ganz individuell. Es gibt kein Richtig oder Falsch, nur die Hingabe an die Bewegung, die Körper und Seele in Einklang bringt.

Jeder findet während des Tanzens seine eigene Ausdrucksform. Tänze in der Gemeinschaft hatten schon immer eine gesellschaftliche, rituelle oder heilende Funktion. Biodanza verstärkt die Identität, stärkt das Immunsystem und fördert die körperliche Funktionsfähigkeit. Zudem steigert es das allgemeine Wohlbefinden und die Aktivität. Ein verbessertes Körpergefühl und eine feinere Körperwahrnehmung machen uns authentischer und ausgeglichener und helfen dabei, Ängste zu lösen.

Was passiert im Körper?

Die Bewegungen ohne verbale Kommunikation sprechen unser limbisch-hypothalamisches adaptives System (LHAS) im Stammhirn an. Dieses System steuert das emotionale Verhalten und ist für das Gleichgewicht des Organismus verantwortlich. Wird das LHAS gestärkt, reduziert sich die Aktivität des Kortex (Großhirnrinde) – das heißt, der Verstand beruhigt sich, während das instinktiv-intuitive Verhalten gefördert wird.

Biodanza kombiniert sanfte, meditative Rhythmen mit euphorisierenden Musikstücken in einem ausgewogenen Verhältnis. Dies führt zu einer Harmonisierung des neurovegetativen Systems. Gleichzeitig schüttet der Körper Neurotransmitter und Hormone aus:

  • Erhöhung der Immunglobulin-A-Spiegel, die eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielen
  • Reduzierung des Stresshormons Cortisol
  • Steigerung der Produktion von Wohlfühlhormonen wie Serotonin und Dopamin

Dies führt zu einer Reduktion von Stress und Angstzuständen sowie zu einem gesteigerten Gefühl von Lebensfreude und Akzeptanz der eigenen Existenz. Verschiedene Untersuchungen und Studien belegen diese Aussagen.

Therapeutische Wirkungen

Die Teilnahme an Biodanza-Kursen und -Veranstaltungen fördert: Biodanza fördert die emotionale Ausdruckskraft und stärkt das Selbstbewusstsein. Es hilft dabei, Resilienz zu entwickeln und Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu begegnen. Zudem unterstützt es den Aufbau von Empathie und sozialer Verbundenheit, was das Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen stärkt. Besonders für Menschen, die sich einsam fühlen, kann Biodanza eine Möglichkeit sein, soziale Isolation zu überwinden und neue Kontakte zu knüpfen. Darüber hinaus stimuliert es das autonome Nervensystem und trägt zur Verbesserung der Beweglichkeit, Koordination und des Körperbewusstseins bei.

Zusammenfassung

Biodanza wirkt ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele. Es wird sowohl als präventive Maßnahme zur Förderung des Wohlbefindens als auch unterstützend in therapeutischen Kontexten eingesetzt – beispielsweise in der Traumaheilung, Psychotherapie oder bei psychosomatischen Erkrankungen.