Herzgesundheit
Frauenherzen schlagen anders
In den Industrienationen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die bedeutendsten chronischen Krankheiten und weltweit die häufigste Todesursache. Zu den Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems gehören Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit), Bluthochdruck (Hypertonie), Arteriosklerose, Herzinfarkt und Herzschwäche. Diese sind eng miteinander verknüpft. So entsteht die koronare Herzkrankheit meistens infolge einer fortschreitenden Verengung der Herzkranzgefäße durch Fett- und Kalkablagerungen, die zu einer Minderdurchblutung und zum Sauerstoffmangel des Herzmuskels führt.
Koronare Herzkrankheit
Die koronare Herzkrankheit, kurz KHK, ist eine Erkrankung der Herzkranzgefäße. Diese Gefäße versorgen den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen. Bei einer KHK sind sie verengt oder verstopft, meist durch Ablagerungen aus Fett, Kalk und Entzündungszellen in den Gefäßwänden – sogenannte Plaques. Diese Gefäßverengung nennt man Arteriosklerose oder auch Arterienverkalkung, Atherosklerose und umgangssprachlich „Gefäßverkalkung“. Die KHK ist eine ernsthafte, aber behandelbare Erkrankung. Wer Risikofaktoren früh erkennt und aktiv etwas dagegen tut, kann viel für seine Herzgesundheit tun – und gefährlichen Folgen wie einem Herzinfarkt vorbeugen.

Herzinfarkt bei Frauen
Dieser kündigt sich bei Frauen häufig mit Übelkeit, Würgegefühl, Schmerzen im Brust- und Bauchraum oder Schulterschmerzen an. Meistens gibt es schon Tage oder Stunden vor dem Infarkt Hinweise, wie Verspannungen, Erkältungssymptome, Rückenschmerzen und allgemeine Überlastung, die allerdings oft fehlgedeutet werden. Dadurch geht womöglich viel wertvolle, lebensrettende Zeit verloren, denn nicht selten verzögern die oft eher untypischen Symptome bei Frauen die Diagnostik, was zu der erhöhten Herzinfarkt-Sterblichkeit beitragen könnte.
Herzschwäche
Ein Herzinfarkt zieht häufig eine Herzschwäche nach sich. Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, bedeutet, dass das Herz nicht mehr genug Kraft hat, um ausreichend Blut durch den Körper zu pumpen. Betroffene fühlen sich oft müde, haben Atemnot oder geschwollene Beine – besonders bei körperlicher Belastung. Mit der richtigen Behandlung und einem gesunden Lebensstil lässt sich die Lebensqualität oft deutlich verbessern.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen: Oft unterschätzt und anders als bei Männern
Frauen und Männer unterscheiden sich in ihrer Herzgesundheit – und das betrifft auch die Diagnose und Behandlung. Frauen haben oft andere Symptome bei Herzkrankheiten, was dazu führen kann, dass die Diagnose bei ihnen erst später gestellt wird. Außerdem können Frauen auf Medikamente oder Behandlungen anders reagieren, weil Stoffwechsel und Hormonhaushalt bei Frauen und Männern unterschiedlich sind. Studien und Therapien basieren zudem historisch größtenteils auf männlichen Patienten. Das heißt, dass bei wissenschaftlichen Erkenntnissen der mögliche Einfluss des Geschlechts nicht immer berücksichtigt wird, weshalb Frauen oft unterversorgt oder falsch eingeschätzt werden. Auch psychosoziale Faktoren wie Stress oder Depressionen, die bei Frauen häufiger auftreten, werden in der Therapie oft nicht ausreichend berücksichtigt. Deshalb ist eine geschlechterspezifische Medizin wichtig, die die Unterschiede gezielt einbezieht.
Risikofaktoren für Frauenherzen
Frauen haben einige besondere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die sich teils von denen der Männer unterscheiden oder bei ihnen stärker wirken.
- Hormonelle Veränderungen: Vor der Menopause schützt das Hormon Östrogen teilweise das Herz. Nach den Wechseljahren sinkt dieser Schutz, und das Risiko für Herzkrankheiten steigt bei Frauen deutlich.
- Diabetes: Frauen mit Diabetes haben ein höheres Herzrisiko als Männer mit derselben Erkrankung – vermutlich, weil auch Diabetes bei Frauen oft später erkannt und behandelt wird.
- _Bluthochdruck: _Auch Bluthochdruck wirkt sich bei Frauen oft ungünstiger auf die Gefäße aus, besonders nach den Wechseljahren.
- Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, die bei Frauen häufiger vorkommen, können Entzündungen in den Gefäßen fördern und das Herz belasten.
- Rauchen: Es schadet Frauen besonders stark, weil sie empfindlicher auf die Gefäßschäden durch Nikotin reagieren.
- Stress und seelische Belastungen wie z. B. Depressionen oder Mehrfachbelastung durch Familie und Beruf wirken sich bei Frauen oft intensiver auf das Herz-Kreislauf-System aus als bei Männern.
- Schwangerschafts-Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck in der Schwangerschaft können später das Herzrisiko erhöhen, auch wenn die Beschwerden zunächst verschwinden.
Herzgesundheit – Was können Frauen für ihr Herz tun?
Diese Risikofaktoren werden oft nicht ausreichend erkannt oder berücksichtigt, weshalb es wichtig ist, bei Frauen gezielt auf die Herzgesundheit zu achten und Frauen zu zeigen, was sie für ihr Herz tun können.
Der Lebensstil ist der entscheidende Faktor
Die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist im Wesentlichen durch drei ungünstige Lebensstilfaktoren bedingt:
- ungesunde, nicht ausgewogene Ernährung
- zu wenig Bewegung sowie
- Tabakkonsum Weitere Risikofaktoren sind der übermäßige Genuss von Alkohol sowie genetisch und unabänderliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Alter, familiäre Belastung und Geschlecht. Ein Großteil der Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnte daher durch entsprechende Gesundheitsförderungs- und eigenverantwortliche Vorsorgemaßnahmen verhindert werden.

Herzliche Tipps für ein gesundes Herz
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen – auch ohne Symptome!
- Bewegung und gesunde Ernährung: Herzfreundlich essen und aktiv bleiben
- Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker regelmäßig kontrollieren
- Stress abbauen und ausreichend schlafen
- Rauchen aufgeben – Frauen, die rauchen, haben ein deutlich höheres Risiko für Herzkrankheiten.
Herzgesundheit is(s)t mediterran
Insbesondere die Ernährung spielt bei der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine zentrale Rolle. Im Wesentlichen gelten die allgemeinen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung: Mediterrane, pflanzenbasierte Ernährungsformen, die reich an Gemüse, Obst und Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen sind und wenig raffinierte Kohlenhydrate und gesättigte Fettsäuren (vorwiegend in tierischen Fetten) enthalten – ideal sind möglichst frische Zutaten sowie eine einfache, schonende Zubereitung. Olivenöl ist die Hauptfettquelle. Weitere Bestandteile des mediterranen Speiseplans sind Omega-3-Fettsäuren, Geflügel und Eier, wenn mögliche aus artgerechten Bio-Betrieben. Rotes Fleisch und Wurstwaren sollten dagegen selten verzehrt werden.
Wichtige Mikronährstoffe für das Herz
Omega-3-Fettsäuren wirken sich positiv auf die Herzgesundheit aus und reduzieren die Inzidenz von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine Reihe von Eigenschaften der Omega-3-Fettsäuren tragen zur vorbeugenden Wirkung von Herzinfarkten bei: Studien haben gezeigt, dass eine hohe Aufnahme an Omega-3-Fettsäuren die Triglycerid- und Cholesterinwerte im Blut reduzieren kann. Die Aufnahme von Magnesium, Kalium, B-Vitaminen und Coenzym Q10 eignet sich ebenfalls zur Unterstützung der Herzfunktion.
Das Herz mag es sportlich – aber nicht riskant
Auf Sport nach einem Herzinfarkt sollten Patienten nicht verzichten, denn regelmäßiges Training wirkt sich positiv auf das Herz aus, da dadurch das Fortschreiten der Arteriosklerose verlangsamt wird, was wiederum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senkt. Geeignet sind Sportarten wie zügiges Spazierengehen, Nordic Walking, Yoga und Radfahren. Belastende Sportarten wie Bodybuilding, Squash oder Mountainbiken sind für Herzkranke allerdings riskant. Grundsätzlich sollte jegliche Art von
Fazit: Frauenherzen ticken anders – und brauchen besondere Aufmerksamkeit
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind auch bei Frauen die häufigste Todesursache, werden aber oft zu spät erkannt. Da sich Symptome und Risikofaktoren von denen der Männer unterscheiden können, ist eine geschlechtersensible Vorsorge und Behandlung entscheidend, um Herzkrankheiten wirksam vorbeugen.
Eva Ruhland
Medizinjournalistin