Wissen Sie genau Bescheid?
Notruf 112 oder 110

Viele Menschen sind sich unsicher, wann sie welchen Notruf wählen sollten und welche weiteren Hilfsnummern es gibt. Mal ganz ehrlich: Wissen Sie genau Bescheid?
Die wichtigsten Notrufnummern im Überblick
110 – Polizei
z. B. bei Verbrechen, Bedrohung, Verkehrsunfällen mit Gefahr
112 – Feuerwehr & Rettungsdienst
z. B. bei Bränden, schweren Unfällen, lebensbedrohlichen Notfällen
Studie: Wissen zur Notrufnummer 112
Eine 2021 veröffentlichte Studie des Springer Verlags untersuchte das Wissen der Berliner Bevölkerung über die Notrufnummer 112. Dabei gaben 58 % der Befragten an, die 112 für medizinische Notfälle zu kennen, während 74 % sie mit Notfällen der Brandbekämpfung in Verbindung brachten. Interessant: 91 % würden die 112 nur in lebensbedrohlichen Situationen wählen.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es noch Unsicherheiten in der Bevölkerung bezüglich der korrekten Nutzung der Notrufnummern gibt.
Ein unerwarteter Notfall – Welche Nummer war nochmal richtig?
Herr Meier sitzt zu Hause, als er plötzlich starke Brustschmerzen verspürt. Er greift nach seinem Handy – aber welche Nummer muss er wählen? 110 oder 112?
Unsicher ruft er zunächst die 110 an. Die Polizei erklärt ihm jedoch sofort, dass er unverzüglich die 112 wählen muss, da es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Zum Glück trifft der Rettungsdienst rechtzeitig ein und kann ihm helfen.
Doch Herr Meiers Fall zeigt ein Problem: Viele Menschen sind sich nicht sicher, welche Notrufnummer sie wählen müssen. Eine falsche Wahl kann wertvolle Sekunden kosten – und im Notfall kann jede Sekunde über Leben und Tod entscheiden.
Notruf rettet Leben – Wichtige Hinweise
Missverständnisse beim Notruf können lebensgefährliche Verzögerungen verursachen. Daher gilt:
- 112 = Rettungsdienst & Feuerwehr
- 110 = Polizei
- Notruf nur im Ernstfall wählen!
Missbrauch oder Fehlanrufe blockieren die Leitstellen und sind strafbar.
Advanced Mobile Location (AML) – Automatische Standortübermittlung
Seit Ende 2019 ist in Deutschland das System „Advanced Mobile Location“ (AML) im Einsatz, um die Ortung von Personen in Notfällen zu verbessern.
Wird die 112 mit einem Handy gewählt, aktiviert das Gerät automatisch die GPS- und WLAN-Ortung – auch wenn diese zuvor deaktiviert war. Die ermittelten Standortdaten werden in Echtzeit an die zuständige Leitstelle übermittelt. Sobald der Notruf beendet ist, wird die Ortungsfunktion wieder deaktiviert. Die Standortdaten werden nur während des Notrufs übertragen und nicht dauerhaft gespeichert. Eine Nutzung für andere Zwecke ist ausgeschlossen, sodass der Datenschutz gewahrt bleibt.

112
Der Notruf für Feuerwehr und Rettungsdienst
Wenn Sie die 112 wählen, verbindet Sie das System mit der nächstgelegenen Leitstelle. Ein Disponent nimmt den Anruf entgegen und fragt gezielt nach den 5 W-Fragen:
- Wo ist der Notfall?
- Was ist passiert?
- Wer ruft an?
- Wie viele Betroffene gibt es?
- Warten auf Rückfragen!
Nach der Klärung des Einsatzortes alarmiert die Leitstelle die entsprechenden Rettungskräfte. Gemäß gesetzlichen Vorgaben sollen diese innerhalb von 10 Minuten am Einsatzort eintreffen.
Ablauf eines Notrufs
Der Disponent nimmt den Anruf an und stellt gezielte Fragen. Die Daten werden mit einem Alarmstichwort gespeichert. Daraufhin werden die nächstgelegenen Rettungsmittel alarmiert. Falls die Kapazitäten nicht ausreichen, werden umliegende Feuerwehren hinzugezogen.
Hinweis: Die maximale Hilfsfrist variiert je nach Bundesland. In vielen Regionen beträgt sie maximal 12 Minuten ab Notrufeingang.
Wichtige Regel: Machen Sie Platz für Einsatzfahrzeuge! Dichter Verkehr kann die Anfahrtszeit beeinflussen.

110
Die Polizei-Notrufnummer
Wann sollten Sie die 110 anrufen?
- Bei Straftaten, Bedrohungen oder Verkehrsunfällen mit Gefahr.
- Wenn Sie eine verdächtige Beobachtung machen, die die Polizei überprüfen sollte.
- Falls Sie Hinweise zu Fahndungen haben.
Der Ablauf eines Notrufs bei der 110 ist identisch mit dem bei der 112.
Weitere wichtige Notrufnummern
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst 116 117 → Kein lebensbedrohlicher Notfall
- Giftnotruf → Nummern je nach Bundesland unterschiedlich → Bei Vergiftungen
- Seelsorge-Hotline 0800 111 0111 / 0800 111 0222 → Psychologische Unterstützung
- Kinder- und Jugendtelefon 116 111 → Hilfe für Kinder und Jugendliche
- Hilfetelefon 08000 116 016 → „Gewalt gegen Frauen"
Notruf ohne Sprechen – Hilfe für Sprach- und Hörbehinderte
Für Menschen mit Sprach- oder Hörbehinderungen gibt es spezielle Notrufmöglichkeiten:
In einigen Bundesländern besteht die Möglichkeit, einen Notruf per SMS abzusetzen. In Baden-Württemberg kann dies beispielsweise unter der Rufnummer 01522 / 1 807 110 erfolgen, wobei zu beachten ist, dass hierfür Gebühren anfallen. Alternativ kann ein Notruf auch per Fax an die Notrufnummern 110 oder 112 gesendet werden. Diese Option ist kostenfrei und stellt eine wichtige Möglichkeit für Menschen mit Sprach- oder Hörbehinderungen dar. Zudem gibt es spezielle Notruf-Apps, die eine gleichwertige Alternative zum herkömmlichen Sprachnotruf bieten und es Betroffenen ermöglichen, in Notfällen schnell Hilfe zu rufen.
Fazit – Im Notfall richtig handeln!
- 112 = Rettungsdienst & Feuerwehr / 110 = Polizei
- AML verbessert die Standortbestimmung bei Notrufen.
- Ruhe bewahren, W-Fragen beachten, nicht auflegen!
- Bei Unsicherheit: Lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig!